Der Grafenstein
ist der südlichste und bekannteste von den noch stehenden 26 Bayrisch- Österreichischen Grenzsteinen, die vor gut 250 Jahren zwischen dem Landgericht Friedburg und der Grafschaft Frankenburg gesetzt worden sind. Ein, Jahrhunderte lang dauernder, Grenzstreit mit sogar blutigen Konflikten ist der Grenzziehung vorausgegangen. Auf Bayrischer Seite war zuletzt Graf Josef Ferdinand zu Rheinstein und Tattenbach (ein Vorgänger von Graf Arco Zinneberg zu St. Martin) und auf Österreichischer Seite war Graf Johann Ludwig III Khevenhüller zu Frankenburg, die dem Grenzstreit 1770 ein Ende gesetzt haben. Eine exakte Grenzbeschreibung des Gerichtsschreibers Johann Nißl , vom Pflegegericht Friedburg hat die Einigung gebracht und das Setzen der damals über 40 Steine erst ermöglicht. Aus einem Dokument ist ersichtlich, dass die großen Steine bereits seit 1600 in Forstern bei Pöndorf gelagert waren, jedoch wegen der Uneinigkeit erst 170 Jahre später gesetzt wurden. Alle 26 Steine haben auf der österreichischen Seite ein GF eingemeißelt, das steht für Grafschaft Frankenburg. Das LF auf bayrischer Seite steht für Landgericht Friedburg. Weil die Friedburg aber im 17.Jahrhundert von österreichischen Truppen zerstört wurde, und die Gerichtbarkeit nach Mattighofen und Mauerkirchen ausgelagert worden ist, hat man das LF bald als Landesfürstlich gedeutet. Der bayrische Kurfürst Maximilian III ist aber 1777 kinderlos gestorben und daher ist der Bayrische Erbfolgekrieg zwischen Preussen und Österreich um das Wittelsbacher Erbe ausgebrochen. Wie wir alle gelernt haben ist das Innviertel schließlich im Frieden von Teschen den Habsburgern zugesprochen worden und die Grenzsteine haben ihre eigentliche Bestimmung nach acht Jahren Gültigkeit schon wieder verloren. Nachdem in Österreich Josef II früh gestorben ist (er war ein Schwager vom Bayrischen Kurfürst), haben die Bayern wieder Anspruch auf das Innviertel erhoben und unser Land besetzt, auch die Franzosen unter Napoleon Bonaparte haben unser Oberösterreich überfallen.
Und dann ist 1813 ein entscheidender Vertrag errichtet worden. Bayern und Österreich haben Frieden geschlossen und danach gemeinsam die Franzosen aus dem Land vertrieben. Der Vertrag ist in Ried i.I. geschlossen worden.
Seit 1816 sind die 26 verbliebenen Grenzsteine nur mehr als Gemeindegrenzen zwischen Fornach, Pöndorf und Waldzell, oder Bezirksgrenze zw. Vöcklabruck und Ried, aber sie verbinden auch das Innviertel mit dem Hausruckviertel. Und der Grafenstein, der damals drei zerstrittene Grafen auf Distanz halten musste, der führt uns heute zu einem gutnachbarlichen Treffen zusammen.
Ein Hoch auf den Grafenstein und auf unsere Freundschaft!
Geschichtliches: J. Hermandinger, 13.5.2023